Läufer Dominic Lobalu läuft persönliche Bestzeit

Dominic Lobalu flüchtete mit neun Jahren vor dem Bürgerkrieg im Südsudan nach Kenia, wo er im Alter von 15 Jahren mit dem Laufsport begann. Sein Talent wurde schnell erkannt und gefördert. Schon bald trat er dem Kenya Refugee Athletes Team bei und nahm an internationalen Wettkämpfen teil. Seit 2019 lebt Lobalu in der Schweiz, trainiert beim LC Brühl und macht international auf sich aufmerksam. 

Ihr Debüt 2022 in der Diamond League: Sieg über 3000 Meter mit Jahresbestzeit. Haben Sie mit diesem Sieg gerechnet?

Nein, mit dem Sieg habe ich nicht gerechnet. Aber ich wusste, dass dies «meine Chance» ist und ich mein Bestes geben würde. Dass es zum Sieg reichte, ist fantastisch.

Sie sind ein vielseitiger Läufer und starten auch bei Halbmarathons. Welches ist Ihre Lieblingsdistanz und weshalb? 

Am liebsten mag ich Rennen über 5000 Meter. Mir gefallen dabei das schnelle Tempo und das taktische Element auf den zwölfeinhalb Bahnrunden. Zudem ist die Distanz eine offizielle Disziplin der Dia­mond League. Dabei kann ich mich mit der ganzen Welt vergleichen.

Wie motivieren Sie sich körperlich und mental, um Höchstleistungen zu erreichen?

In meiner Vergangenheit bedeutete zu laufen zu überleben. Nun kann ich meine Passion, das Laufen, ohne Angst betreiben. Das geniesse ich sehr und es motiviert mich, meine gesteckten Ziele zu erreichen. Diese Motivation und Leidenschaft in Rennen zu zeigen, bereitet mir grosse Freude.

Gibt es ein Ritual, das Sie direkt vor dem Wettkampf anwenden, um sich in Wettkampf-Bereitschaft zu versetzen?

Ich ignoriere fast alle Anrufe und Nachrichten und schlafe vor dem Rennen noch. So kann ich alles um mich herum ausblenden und bleibe fokussiert. 

Was haben Sie aus Ihrer persönlichen Geschichte für Ihre Sportlerkarriere mitgenommen?

Als neunjähriger Waisenjunge aus dem Südsudan nach Kenia zu flüchten und dort ohne Familie aufzuwachsen, hat mich sehr geprägt und mental stark gemacht. Zu wissen, dass ich es schaffen kann, hilft mir heute sowohl im Sport wie auch im «richtigen» Leben.

Dominic Lokinyomo Lobalu im Portrait

Gehört auch Erholung zum Trainingsplan? Wie sieht diese aus? 

Ich musste lernen, dass Erholung sehr wichtig ist. Direkt nach harten Trainings­einheiten versorge ich meinen Körper mit einem Recovery­Drink. Danach schlafe ich oft ein bis zwei Stunden.  Zudem gehören Massage oder Physiotherapie zur Erholungsphase.

Ihre beeindruckenden Erfolge haben Sie ins Rampenlicht katapultiert. Wie gehen Sie mit dem Medienrummel um Ihre Person um?

Manchmal ist es einfach, manchmal etwas schwieriger. Da ich mich noch nicht so ausdrücken kann, wie ich eigentlich möchte, ist es teilweise anstrengend. Mein Trainer, Markus Hagenmann, begleitet mich oft zu Veranstaltungen oder ist bei den Interviews mit dabei. Das ist sehr hilfreich.

Sie werden bei Medbase Abtwil von Dr. Patrik Noack medizinisch betreut. Was bringt Ihnen das? 

Die Betreuung durch Patrik Noack ist äusserst wertvoll. Er war selbst Läufer und verfügt über eine sehr grosse Erfahrung in der Betreuung von Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern. Dank der Zusammenarbeit mit ihm und Medbase Abtwil können wir auftretende Probleme früh erkennen sowie schnell und gezielt behandeln. Ich war dieses Jahr nie ernsthaft verletzt, konnte immer trainieren. Gesund zu sein, ist die wichtigste Voraus­setzung für den Erfolg.

Medbase Sports Medical Center

Welche Ziele haben Sie sich als Nächstes gesteckt? 

Ich möchte mich als Läufer und Mensch weiterentwickeln – und natürlich grosse Rennen gewinnen. Der Rest liegt nicht in meinen Händen respektive Beinen. 

Wer sind Ihre Vorbilder?

Eliud Kipchoge, ein kenianischer Langstreckenläufer der als bester Läufer aller Zeiten gilt. Er beeindruckt mich mit der Art, wie er läuft und wie er mit dem grossen Druck umgeht.

Welche Träume verfolgen Sie ausserhalb des Sports?

Nebst dem sportlichen Erfolg wünsche ich mir, in der Schweiz zu bleiben und der nächsten Laufgeneration etwas mitgeben zu können.